Werden Online Casinos zum Schutz der staatlichen Lotterien benachteiligt?
Online Casinos sind weltweit so etwas wie die “persona non grata” unter den Unternehmen. Kaum eine andere Industrie wird derart verpönt, reguliert oder gar nicht erst toleriert, wie das Glücksspiel im Internet. Handeln die Regierungen auch aus Eigennutz, um die staatlichen Lotterien zu schützen?
Es darf darüber gestritten werden, ob Gaming Club im Jahr 1994 das erste Online Casino auf dem Markt war oder doch InterCasino zwei Jahre später. Unstrittig ist hingegen, dass es das Internet Glücksspiel seit über 20 Jahren gibt. Aus den einst rudimentären Portalen mit ein paar Spielautomaten sind Plattformen mit tausenden von Casino Spielen und ein Milliardenmarkt entstanden. Noch nie haben so viele Menschen im Online Casino gespielt wie heute.
Genossen Online Casinos zu Beginn Narrenfreiheit, werden sie heute in den meisten Ländern strikt reguliert oder erst gar nicht akzeptiert. Noch heute, 20 Jahre nachdem das erste Internet Casino in Deutschland auf den Markt gekommen war, gelten die Webseiten als “Grauzone”. Grauzone deshalb, weil das deutsche Gesetz das Spielen mit Echtgeld im Online Casino offiziell untersagt, der Staat aber trotzdem 19% Mehrwertsteuer an den Nettoverlusten kassiert.
Selbst im Hinblick auf die Corona-Krise scheinen Online Casinos der Buhmann zu sein. In Spanien, etwa, dürfen Glücksspielanbieter am Tag keine Werbung mehr für ihre Produkte machen. Die Situation von “gelangweilten Menschen zu Hause” dürfe nicht ausgenutzt werden. Wie sieht das eigentlich nochmal bei der Werbung für Alkohol aus?
Online Casinos in Großbritannien dürfen keine Kreditkarten mehr akzeptieren
Die Regulierung von Online Casinos ist in Großbritannien wahrscheinlich am weitesten fortgeschritten. War der größte regulierte Glücksspielmarkt der Welt einst für seine Vielfältigkeit bekannt, entwickelt sich die Industrie aktuell in die entgegengesetzte Richtung. Designs dürfen nicht mehr zu niedlich sein, die Registrierung im Casino unterliegt einer strikten Prüfung von persönlichen Daten – selbst wenn man nur um 10 GBP spielen möchte – und ab diesem Monat darf man für Einzahlungen keine Kreditkarten mehr benutzen.
Online Casinos entfernen zudem zunehmend ihre Willkommenspakete mit Freispielen, denn ein kleiner Fehler in der Beschreibung kann schnell zu einer Strafe im sechsstelligen Bereich führen. Das Risiko wollen viele Unternehmen nicht mehr eingehen. Ein der Sprecher der Gambling Commission hat vor ein paar Wochen gewarnt, dass sich wieder mehr unseriöse Online Casinos aus Steueroasen in der Karibik in Großbritannien breit machen. Man fragt sich, ob er das große Ganze sieht.
Belgien will Einsatzlimit von 500 € pro Woche einführen
Belgien ist ein weiterer Hardliner im Umgang mit dem Online-Glücksspiel. Seit Jahren verschärft der Benelux-Staat die Regeln im Umgang mit Werbung für Sportwetten, Sponsoring sowie der Produktplatzierung bei Sportveranstaltung. Im Zuge der Corona-Krise ist ein wöchentliches Einsatzlimit wieder ins Programm gekommen.
Quasi über Nacht erließ die dortige Regierung ein neues Gesetz, wonach Spieler in Online Casinos und bei Sportwetten im Internet maximal 500 Euro pro Woche ausgeben dürfen. Ist das überhaupt legal? Der Zusammenschluss von Glücksspielanbieter in Belgien (BAGO) hat jedenfalls angekündigt Beschwerde einzulegen.
Casino Spiele in Deutschland ab 2021 mit starken Einschränkungen
In Deutschland bewegt sich nach 20 Jahren Stillstand auch etwas im Bereich Online Casino Spiele. Im Zuge des neuen Glücksspielstaatsvertrags, welcher bundesweite Lizenzen für Online Sportwetten vorsieht, sollen nun auch Casino Spiele legalisiert werden. Doch nicht ohne die Entscheidungsfreiheit der Spieler massiv einzuschränken. Maximales Verlustlimit von 1000 Euro pro Monat, Einsatzlimit von 1 € pro Dreh an einem Spielautomaten und keine Jackpots – so sollen in Zukunft Online Slots in Deutschland funktionieren.
Wie werden eigentlich staatliche Lotterien reguliert
Nun stellt sich die Frage, ob die Staaten schlichtweg suchtgefährdete Personen schützen möchten oder weitere Interesse verfolgen. Dafür hilft ein Blick auf die Regulierung der staatlichen Lotterien. Wie werden dort Spieler protokolliert und geschützt?
In Großbritannien hat die Gambling Commission etwa ausdrücklich Lose für die National Lottery aus dem Kreditkarten-Verbot ausgeklammert. Für Schreibwarenläden wäre es schließlich zu umständlich, Lotterielose und andere Produkte separat abzurechnen.
Und auch in Deutschland sind die Regeln beim LOTTO 6aus49 entspannter. Dort gibt es weiterhin Jackpots und Dauerspielscheine. Es würde ja auch wenig Sinn machen, Lotto ohne Jackpot zu spielen. Progressive Spielautomaten verhalten sich übrigens ähnlich. Des Weiteren gibt es zwar ein Einsatzlimit von 1.000 Euro im Internet, aber nicht inbegriffen sind die Ausgaben im Schreibwarenladen. Diese werden nämlich gar nicht erst erfasst.