Offizielle Lizenzen für private Sportwetten-Anbieter ab 1. Januar 2020?
Laut übereinstimmenden Medienberichten könnte es am 21. März zu einer Revolution auf dem deutschen Glücksspielmarkt kommen. Wie die „Welt am Sonntag“ berichtet, bereiten sich die Ministerpräsidenten der Länder auf die Ratifizierung einer Neuregelung des Glücksspielvertrags vor. Ab dem 1. Januar 2020 könnten demnach private Anbieter von Sportwetten ganz legal on- und offline Sportwetten in ganz Deutschland anbieten.
Legale Sportwetten und Neuauflage der Lizenzen aus Schleswig-Holstein
Ein dritter Entwurf des deutschen Glücksspielvertrag, welcher laut eigenen Angaben der WAMs vorliegt, sieht vor, am dem Jahreswechsel 2019/20 staatliche Lizenzen für private Sportwetten-Anbieter in Deutschland zu vergeben, sofern diese die dafür vorgesehenen Kriterien erfüllen. Angeblich steht schon fest, dass der Entwurf am 21. März 2019 von den Ministern aller 16 Bundesländern unterzeichnet wird.
Die von den Ministerpräsidenten bezeichnete „Experimentierphase“ würde bis einschließlich 30. Juni 2024 dauern und den Ländern die Möglichkeit geben, die Effektivität und Wirksamkeit der Gesetzgebung zu beurteilen. Bis zum Inkrafttreten des neuen Vertrags am 1. Januar 2020 wird den aktuell in Deutschland operierenden Anbietern eine sogenannte „Toleranzphase“ eingeräumt, sofern diese weiterhin Steuern an den deutschen Staat zahlen. Wir hatten bereits über den doppelten Standard der Regierung berichtet, seit geraumer Zeit Steuern von privaten Anbietern einzusammeln und dennoch dieselbigen stets als „illegal operierend“ zu bezeichnen.
Rückkehr der Lizenzen aus Schleswig-Holstein?
Darf man den Aussagen von Hans-Jörn Arp gegenüber iGamingBusiness.com Glauben schenken, dann steht auch ein Comeback der Glücksspiellizenzen aus Schleswig-Holstein bevor. Demnach soll das liberale Bundesland gestattet werden, seine 2012 ausgehändigten und Ende 2018 abgelaufenen Lizenzen, welche neben Sportwetten auch Online Casino Spiele und Poker erlauben, zu erneuern. Voraussetzung ist eine 20-prozentige Besteuerung der Bruttoeinnahmen.
Live-Wetten sollen verboten bleiben
In der dritten Auflage des Glücksspielvertrags sollen jedoch die am heftigsten umstrittenen Punkte, Live-Wetten und eine Begrenzung der Ausgaben pro Spieler, bestehen bleiben. So sieht auch der neue Vertrag vor, dass private Anbieter keine sog. „in-play“ Wetten, also Wetten auf ein bereits laufendes Ereignis, anbieten dürfen. Zudem sollen Spieler daran gehindert werden mehr als 1000€ pro Monat auf Sportereignisse zu setzen und Gewinne werden mit 5% besteuert.
Luka Andric, Geschäftsführer des deutschen Sportwettenverbandes, ist die Vergabe von offiziellen Lizenzen jedoch nicht genug. Er fordert eine „zentrale Aufsicht, die gegen Schwarze Schafe durchgreift.“
In der Tat gibt es in Deutschland keine Behörde, welche sich ausschließlich mit dem Thema Glücksspiel befasst, sodass die Kontrolle der Einhaltung von Kriterien schwierig werden könnte. Die Verlierer könnten am Ende wieder mal die Banken sein, welche bereits in der Vergangenheit im Zweifelsfall den Kopf hinhalten mussten.
Die Regulierung des deutschen Glücksspielmarkt wird Zeit
Es ist an der Zeit, den deutschen Glücksspielmarkt zu liberalisieren und zu regulieren. Bereits im Jahr 2010 entschied der Europäische Gerichtshof, dass das staatliche Glücksspielmonopol nicht mit EU-Vorgaben und der freien Marktwirtschaft vereinbar sei. Seitdem befindet sich die Branche in einer klassischen Grauzone. Auf der einen Seite sind private Anbieter von Sportwetten und Online Casinos in Deutschland nicht offiziell erlaubt, aber dennoch kassiert der Staat seit Jahren 20% auf die Bruttoeinnahmen. Es kann also von einer Duldung gesprochen werden.
Sowohl Großbritannien als auch Schweden haben jedoch vorgemacht, wie man einen Markt reguliert und damit sicheres und faires Glücksspiel sicherstellt. Selbst in den USA öffnen sich immer mehr Staaten gegenüber dem nicht-staatlich organisierten Glücksspiel und es ist an der Zeit, dass Deutschland nachzieht.